Unser erstes gemeinsames PLT-Segeln, oder "Pleiten, Pech und Pannen"Wir hatte ein paar Kollegen mit Segelerfahrung in der Abteilung, die von ihren Erlebnissen auf See in jeder Mittagspause zu erzählten wussten. Neben der anstrengenden und stressigen Arbeit in den Betrieben suchte der harte Kern der 30 bis 40 jährigen immer wieder neue Betätigungsfelder, um das so wichtige Gemeinschaftsgefühl in der Abteilung aufrecht zu erhalten. Segeln war für uns das Zauberwort der 80ger Jahre. Angesteckt durch die Erzählungen einiger Kollegen, machten fast alle zu mindesten den A-Schein. Viele, so auch ich, beim Bayer-Segelclub in Leverkusen. Der war so wie Bayer: In der Theorie super ---Praxis...na, ja..grins. Im Jahr darauf sollte es dann losgehen, das große Abteilungssegeln. Wir mieteten 5 Dickschiffe bei Merenpoort am Tsjukemar, der über Kanäle und einem kleinen See mit dem Ijselmeer verbunden ist. Tagelang wurde vorher diskutiert, wer mit wem auf welchem Schiff, und wer der Skipper ist. Ein super Spiegelbild der Empfindlichkeiten in der Abteilung. Aber dann ging´s los. Wie immer, waren unsere Leihfirmen mit von der Party, wir brauchten ja schließlich Getränke für die Boote. Am Nachmittag des ersten Tages hing schon das erste Schiff beim Probeauslaufen auf einem unter Wasser liegenden alten Friedhof fest. Auf unseren Seekarten wurde die Untiefe dann als Hans Werner van de Kerkhof bezeichnet. Insider wissen, wer gemeint ist. Nach heftigem Alkoholgenuss am Abend wurde morgens abgelegt. Man fuhr durch Lemmer in das Ijselmeer. Um von Lemmer nach Medemblik zu kommen, machte man einen geraden Kurs über die Frauensände. Tonnen waren egal, Hauptsache nicht viel kreuzen und einen klaren Kurs. Die 5 Schiffe führen im Kielwasser hintereinander, als plötzlich das Führungsschiff auf den Frauensänden ein komisches "Nickerchen" machte und stehen blieb. Zwei andere Schiffe fuhren auf das havarierte Schiff zu, um zu helfen. Sie blieben auch in Legerwalllage stecken. Zwei Schiffe hatten die Situation erfasst und sind zurück nach Lemmer gesegelt, um den Seenotrettungsdienst zu holen, nachdem sie in den Seenotrettungsdienst eingetreten waren, setzte dieser einen Funkspruch ab, um den Kreuzer in Bewegung zu setzen. Der Funkspruch wurde aber von einem Abschlepphai aufgefangen, der sich sofort in Richtung der 3 Schiffe auf den Weg machte. Wir erkannten das Schiff, und dachten, es sei ein Seenotrettungskreuzer. Der Abschlepphai hatte uns aber schon rausgezogen, als der Seenotrettungskreuzer am Ort auftauchte. Fatal, wir hatten die Leinen angenommen und mussten zahlen, von 10000 Gulden war die Rede. Unsere Kautionen waren weg. Nach Medenblick sind wir nicht mehr gekommen, aber wir hatten noch mehr Grund, uns "Einen" darauf zu genehmigen.
Segeln mit BAYER in Theorie und PraxisDen A-Schein hatten wohl die meisten Kollegen schon in der Tasche. Man musste ihn wohl haben, wie ein Meister-, Techniker- oder Ingenieurdiplom um bei den alljährlichen, gemeinschaftlichen Aktivitäten der Abteilung mithalten zu können. Zum Anderen gehörten ja sportliche Aktivitäten zum Image der Firma und wurden auch finanziell gefördert. Die Abteilung Segelsport befand sich in der alten Agfafabrik in Leverkusen mit ihren Bootshallen und Schulungsräumen. Der BR-Schein und der amtliche Sportbootführerschein war das Ziel. Die Führerscheine berechtigen für die Sportbootfahrt im Küstenbereich und setzten umfangreiche Kenntnisse im Bereich Lichterführung und Navigation voraus. Was heute mit GPS und Computerkarten Standard ist, mussten wir mit Zirkel und Dreiecken mühsam erlernen. Wie bei Bayer üblich, legte man größten Wert auf Theorie und Förmlichkeit. Die Prüfungsmannschaft z.B. erschien zur Prüfungsabnahme in einem Mariene outfit. Um die Praxis zu erlernen segelten wir tagelang mit erfahrenen Kollegen in der Ostsee. Der krönende Abschluss sollte dann die Praktische Prüfung werden.... aber es gab keine passenden Termine mit Prüfern. Im nächsten Sommerurlaub fuhr ich dann in Friesland mehrere Segelschulen ab um nun endlich die Abschlussprüfung machen zu können. In Carolienensiel hatte ich eine gefunden die das kurz und schmerzlos für 200DM machen wollte. Peter K. war auch angereist mit Ölzeug und Medikamenten gegen seine Seekrankheit. Hatte ich ihm doch gesagt, wir machen die Prüfung auf einem kleinen Übungstörn vor Helgoland. Wir saßen im Auto nach Carolienensiel, er im Ölzeug ich in Badehose. Er fragte dauern wann ich denn mein Ölzeug anziehen würde. Meine lapidare Antwort:"Das habe ich im Kofferraum und mache das vor Ort" So standen dann die zwei Typen auf der Kaimauer und warteten auf das Schiff für die Prüfungsfahrt. Dann legte ein kleines Segelschiff am Kai an und der Skipper forderte uns auf aufs Boot zu kommen. Freund Peter verstand die ganze Sache nicht, ich in Badehose, und er schwitzend im Ölzeug und vom genommenen Medikament leicht benommen. Ich erklärte ihm kurz, dass der Skipper erst mal unsere Fähigkeiten im Hafenbecken testen wolle. Nach etlichen Standartmanövern legten wir wieder an der Kaimauer an und sollten das Schiff verlassen. Auf die Frage, wann wir denn nach Helgoland fahren drückte uns der Prüfer einfach die Zertifikate in die Hand mit dem Kommentar: "In Friesland werden Segelscheine immer so, oder in der Kneipe gemacht". Daraufhin wollte Peter gleich noch vor Ort den C-Schein machen.....