Lehrbetrieb: Relais- und Feinwerkbau Helmut Mauell Neviges
In einem mittelständigen Familien-Unternehmen habe ich den Beruf des Elektomechanikers erlernt. Das Unternehmen
hatte damals ca.100 Mitarbeiter davon alleine 30 Lehrlinge. Gearbeitet wurde anfangs 6 Tage die Woche, mit 14 Tagen Urlaub. Die Kinder
im 1. Lehrjahr waren z.T. 14 Jahre alt. Das damals gesetzlich abesicherte Handeln würde man heute mit Kinderarbeit bezeichnen. Einen Betriebsrat
wurde nicht geduldet da sich der Inhaber für sozialkompetent hielt. Eine Zeit an die ich mich nicht mehr gerne erinnere.......
Es herrschte ein Klima der sozialen Kälte und der Vetternwirtschaft.
Lieblingsspruch der Meister: "Lehrjahre sind keine Herrenjahre"
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Ein besonderer Dank gilt meinen Berufsschullehrern Schildkamp und Hagedorn von der Berufsschule in Velbert.
Ihrer Motivation und Förderung habe ich mein späteres Studium an der FH in Essen zu verdanken.
Schildkamp hat mich zum Abendgymnasium geschickt, und mich sofort in die Förderklasse aufgenommen.
Er hat mein Talent für die Konstruktion im Maschinenbau entdeckt.
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Nebenstehendes Bild: Berufsschulausflug mit Lehrlingen von Hartmann & Braun
Meine Musterung für die Bundeswehr…. Ein Döneken der besonderen ArtEs war ein schöner Sommer im Jahr 1963, eigentlich viel zu schade, um in einer Fabrik zu arbeiten. Wir Lehrlinge spielten wieder in der Mittagspause auf dem Firmenrasen Fußball um uns etwas abzureagieren. Ein falsch angenommener Ball und Schmerzen im rechten Knie. Das war´s dann für die nächsten Wochen, dachte ich mir und machte mich auf zum nächsten Orthopäden. Nach einigen Untersuchungen sagte er grinsend: „Wie lange? -- Erst mal 14 Tage, aber mit Gehgips“. Mit meinem Gips lag ich dann im Garten und ließ es mir gut gehen. Tage später, ich führte gerade unseren Hund hinter dem Haus Gassi, erschien ein Krankenkontrolleur der AOK im Auftrag der Firma und wollte mich sehen. Da ich nicht im Haus war, wollte er wohl offensichtlich Ärger machen und schickte mich mit einem Untersuchungszettel zum Orthopäden und dann zum Vertrauensarzt. Der Orthopäde war sichtlich über die Dreistigkeit der Firma verärgert und beschrieb die Krankheit als „Gelenkeveränderung“. „So und jetzt zum Vertrauensarzt ,und dann nehme ich den Gips ab und anschließend schreibe ich sie nochmal 14 Tage krank.“ Der Vertrauensarzt bestätigte dann auch das Schreiben mit Stempel und Unterschrift. Diesen Zettel habe ich nicht mehr hergegeben, auch nach mehrfacher Anforderung der Krankenkasse. Er hing dann auch noch jahrelang hinter Glas über meinem Bett. War ich doch nun ein vertrauensärztlich beglaubigter Krüppel, der auf seine Musterung wartete… 1964 kam dann der Musterungstermin. In der Firma kamen schon vorher Kommentare wie: Beim Bund wird dir mal endlich Zucht und Ordnung beigebracht. Der Termin kam und mit einem Laufzettel wurden wir dann von Amtsarzt zu Amtsarzt geschickt. Auf allen stand „uneingeschränkt tauglich“ Bis zum Arzt, der den bekannten Kniebeugen-Leistungstest machte. Hmm, sagte er nach dem Eintreten, ein Einserkandidat. Dann machen wir mal gleich 20 Kniebeugen. Ich verweigerte seine Anweisung und zeigte ihm den Zettel des Vertrauensarztes. Oh, entfuhr es ihm, mit einem solchen Gebrechen können wir sie nicht gebrauchen, Ihre Untersuchungen sind hiermit beendet. Eine Abordnung von Landkreisbeamten und Bundeswehr stufte mich dann in die Ersatzreserve 2 ein, also kein Wehrdienst. Ich bedauerte vehement, dass ich nicht zum Wehrdienst dürfte, hätte ich mir doch eine Berufsoffizierskarriere vorgestellt. Dem Herrn in Uniform fiel der Monokel aus dem Gesicht. Lautstark beschwerte er sich über meine Dummheit, ich hätte doch vorher mit ihm reden sollen , er hätte das schon gedreht. Innerlich lachend verließ ich den Raum. Ich hatte noch den Film vom Hauptmann von Köpenick in Erinnerung: Geglaubt wird eben immer was amtlich erscheint.